05.07.2021
Offener Brief der Münchner Kulturveranstalter

Verband der Münchener Kulturveranstalter e.V.:

Offener Brief an die Landespolitik
München, 30. Juni 2021

Sehr geehrte Staatsregierung, sehr geehrter Herr Ministerpräsident Dr. Markus Söder, sehr geehrter Herr Staatsminister Bernd Sibler, sehr geehrter Herr Staatsminister Klaus Holetschek,

am 05. Juni2021 hatten wir uns mit einem offenen Brief an Sie gewandt und neben drei konkreten Vorschlägen für den Umgang mit Kulturangeboten in der Pandemie ein Gesprächsangebot mit Informationsaustausch unterbreitet. Leider haben wir bis heute keine Antwort erhalten, deshalb formulieren wir unsere Fragen in einem weiteren offenen Brief:

1. Sie erlauben 14.500 Besucher in der Allianz Arena, mit im Fernsehen gut dokumentierten und mangelhaften Hygienekonzepten. Bei Kulturveranstaltungen im Freien waren bislang maximal 500 Personen genehmigt und sind erst ab heute 1.500 Teilnehmer:innen erlaubt. Finden Sie das richtig oder gerecht?

2. Sie lassen in Biergärten bis zu 3.000 Personen bei einem Public Viewing zu, während bei Kulturveranstaltungen immer noch nur 1.500 Personen zugelassen sind. Ist das wirklich im Sinne einer nachvollziehbaren Pandemiepolitik? Werden hier alle Bürger:innen Bayerns gleich behandelt?

3. Vor der Entscheidung über die Bundesnotbremse wies der VDMK öffentlich darauf hin, dass bei der Rückkehr ins öffentliche Leben Outdoor- vor Indoorspielstätten geöffnet werden müssen. Warum eröffnen Sie zuerst die Konzerthäuser, Theater und Kinos, also Indoorveranstaltungsstätten, mit bis zu 1.000 Personen, und erst viel später erlauben Sie die Open-Air-Konzepte mit nur 250, später dann 500 und jüngst 1.500 Personen, während jeder Virologe in diesem Land bestätigt, dass es draußen ungefährlicher ist?

4. Die Planungsperspektive für Kulturveranstaltungen ist seit Beginn der Pandemie nicht mehr vorhanden. Entscheidungen zu Zuschauerkapazitäten kommen spontan. Warum sagen Sie uns Veranstalter*innen seit letztem Sommer, wir sollen uns auf den Open-Air-Sommer 2021 vorbereiten und planen, um dann diese Planungen mit niedrigsten Kapazitäten wirtschaftlich unmöglich zu machen?

5. „Bayern spielt“ – eine Veranstaltungsreihe finanziert vom Bayerischen Kunstministerium startet gerade. Warum kündigen Sie groß eine Sommer-Kulturinitiative an, die sich am Ende ausschließlich aus seit Jahren geförderten und bestehenden Projekten zusammensetzt? Wäre es nicht besser gewesen, eine echte Perspektive zu schaffen und Kulturschaffende jenseits von subventionierten Strukturen einzubinden?

6. Wir Veranstalter*innen verfügen über erprobte und erwiesenermaßen sichere Hygienekonzepte. Warum wird unser“ Know-how“ von Politik und Verwaltung konsequent ignoriert?

7. Ordnungshüter tun sich schwer Partys und spontane Ansammlungen zu unterbinden. Warum werden die Clubs und die dazugehörigen Veranstalter- und Betreiber*innen nicht eingebunden um Konzepte zu entwickeln wie man sicheres Feiern und Angebote für Jugendliche und junge Erwachsene in Pandemiezeiten wieder möglich machen kann?

8. Clubs, also Kultureinrichtungen, die (Live-)Musik für überwiegend jüngere Bevölkerungsgruppen bieten, werden in der Pandemiebekämpfung in derselben Kategorie eingeordnet wie z.B. Bordellbetriebe und Spielhallen. Warum werden Sport und Gastronomie permanent besser behandelt als die Kultur?

9. Sie hatten nun über ein Jahr Zeit sich dazu Gedanken zu machen, sich Know-how einzukaufen und Konzepte zu entwickeln. Warum schaffen Sie es bis heute nicht eine transparente, faire und zielführende Kulturpolitik mit nachvollziehbaren Prozessen zu machen?

Wir, die Kulturveranstalter*innen und Clubbetreiber*innen im VDMK, tragen die Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung seit Anfang der Krise mit, auch in der Überzeugung damit einen Beitrag zu leisten, dass Kultur bald wieder möglich ist.
Wir sind schockiert über die andauernde mangelnde Kommunikation von Politik und Verwaltung mit Kulturveranstalter*innen in Bayern im Dialog miteinander Lösungen zu finden und empfinden einen Mangel an Respekt vor den Leistungen aller Kulturschaffenden im Land.

Und gleichzeitig halten wir unser Angebot für eine konstruktive Zusammenarbeit weiter aufrecht. Wir sind bereit für den Dialog. Wann sind Sie soweit?